cg - Der Rasen war griffig, die Tribünen gut gefüllt, das Licht weich und sommerlich. Und was im Steffi-Graf-Stadion am Mittwoch passierte, war nicht weniger als ein komprimiertes Grand Slam-Finale in vier Akten – mit Dramatik, Klasse, Tempo und Tränen. Willkommen beim vielleicht spektakulärsten Tag der bisherigen Berlin Tennis Open by HYLO 2025.
Den Anfang machte Paula Badosa, die sich gegen die konstant aufspielende Amerikanerin Emma Navarro durchsetzen musste – und das tat sie. Zwar war der erste Satz eng, geprägt von langen Rallyes und taktischen Variationen, doch Badosa bewahrte in den entscheidenden Momenten die Ruhe, holte sich das Tiebreak mit 7:2 und spielte den zweiten Satz dann routiniert nach Hause. Endstand: 7:6(2), 6:3. Damit steht die Spanierin im Viertelfinale – und könnte in Berlin noch sehr weit gehen.
Direkt im Anschluss dann die erste ganz große Geschichte des Tages: Ons Jabeur, als Lucky Loser ins Hauptfeld gerutscht, fordert Jasmine Paolini, die frisch gebackene Finalistin von Roland Garros und aktuelle Nummer fünf der Welt. Und was dann folgt, ist kein Spiel – es ist Magie. Jabeur spielt federleicht, inspiriert, unberechenbar. Paolini hingegen wirkt gehemmt, überrascht, manchmal fast ratlos. Jabeur dominiert mit Slice, Tempo-Variationen und Netzübergängen – 6:1, 6:3. Es ist ihr erster Sieg über eine Top-5-Spielerin seit Wimbledon 2023. Berlin liebt sie – und sie liebt Berlin. Am Freitag trifft sie nun im Viertelfinale auf Liudmila Samsonova.
Denn diese Samsonova lieferte in der dritten Einzelpartie das Match des Turniers – bisher. Gegen Titelverteidigerin Jessica Pegula entwickelte sich eine Begegnung, die über drei Stunden und 21 Minuten hinweg alle Grenzen des Möglichen auslotete. Ein dramatischer erster Satz mit Chancen auf beiden Seiten, den Pegula im Tiebreak mit 8:6 für sich entschied. Doch Samsonova blieb dran, variierte ihr Spiel, erhöhte in Satz zwei den Druck – 7:5. Im dritten Satz dann Nervenflattern auf beiden Seiten, Breaks, Re-Breaks, Matchbälle abgewehrt – bis sich Samsonova schließlich mit 7:6(6) durchsetzte. Ein episches Drama, das das Berliner Publikum in Atem hielt – bis zur letzten Vorhand.
Und dann kehrte Aryna Sabalenka zurück auf den Berliner Rasen. Die Weltranglistenerste hatte in den Vorjahren bereits in der Hauptstadt gespielt – und sie tat es auch diesmal mit Nachdruck. Im Abendlicht betrat sie das Steffi Graf Stadion, traf auf die Schweizer Qualifikantin Rebeka Masarova – und legte los wie ein Orkan: 6:2 in nur 39 Minuten. Doch dann: Abbruch. Der Rasen wurde zunehmend rutschiger, die Verletzungsgefahr zu groß. Das Match wurde unterbrochen und wird am Donnerstag fortgesetzt. Was bleibt, ist ein dominanter erster Akt – und die Hoffnung auf ein ebenso kraftvolles Finale.
Auch im Doppel ging es rund: Dolehide/Kenin sicherten sich mit 6:3, 7:6(4) gegen Siniakova/Vondrousova das Ticket für das Viertelfinale. Muhammad/Schuurs setzten sich im Match-Tiebreak gegen Olmos/Panova durch. Und Babos/Stefani schlugen Andreeva/Shnaider mit 4:6, 6:4, 10:5 – ihre nächsten Gegnerinnen: Jabeur/Badosa. Die Berliner Fans dürfen sich auf mehr als nur Einzelklassiker freuen.
Am Donnerstag folgt der nächste emotionale Aufschlag: Coco Gauff, frisch gekrönte French-Open-Siegerin, trifft in ihrem ersten Rasenspiel des Jahres auf die formstarke Xinyu Wang, die sich als Qualifikantin ins Achtelfinale gespielt hat. Sabalenka und Masarova setzen ihre Partie fort. Berlin bleibt elektrisiert – und hat längst mehr als ein Turnier. Es ist eine Bühne für große Geschichten geworden.
Spielbeginn am Donnerstag, dem 19. Juni 2025 ist um 11:30 Uhr