cg - Beim dritten Bundesliga-Spieltag gegen Hannover kassierten die Damen vom LTTC „Rot-Weiß“ einen Dämpfer – schmerzhaft, aber lehrreich. Warum das Ergebnis weniger mit Taktik und mehr mit Turnierkalendern zu tun hatte, welche Chancen jetzt zählen – und wie das Team den Blick nach vorn richtet: eine Geschichte über Timing, Tiefe und Teamgeist.
Es war ein Spieltag, der in keiner Weise dem entsprach, was man in Berlin erwartet hatte. Und auch keiner, der sich leicht wegerklären lässt – zumindest nicht auf den ersten Blick. Denn was sich am 11. Mai 2025 beim Heimspiel gegen den DTV Hannover auf der Anlage des LTTC „Rot-Weiß“ abspielte, fühlte sich an wie ein Wachrütteln zur Unzeit. Kein Totalschaden, aber doch ein Dämpfer, der das Aufbruchgefühl der letzten Saison kurzzeitig einfing – ein 3:6, das mehr offenlegte als nur eine Lücke im Spielplan.
Der DTV Hannover, optisch homogen im grau-roten Teamdress und mit viel Selbstbewusstsein auf dem Platz, erwies sich als ebenso kompakte wie clevere Einheit. Die ersten drei Einzel waren noch nicht einmal ganz verdaut, da stand es auch schon 0:3 aus Sicht der Gastgeberinnen. Papadakis, Stabel, Rietmann – allesamt mit dem unglücklichen Versuch, Druck zu erzeugen, doch ohne Fortune im Abschluss. Und so war es Julia Riera, die mit starker Präsenz gegen Angelina Wirges zumindest ein erstes Ausrufezeichen setzte. Auch Anna Siskova brachte ihr Match gegen Nicole Rivkin durch – aber der 2:4-Rückstand nach den Einzeln fühlte sich schwerer an, als es das nackte Ergebnis vermuten ließ.
Denn was folgte, war nicht das große Comeback, sondern eine Phase der Erkenntnis: Hannover wollte mehr – und holte es sich. Zwei von drei Doppeln gingen klar an die Gäste. Lediglich das Duo Siskova/Stabel konnte mit einem starken Auftritt gegen Wirges/Ekshibarova noch einen dritten Punkt beisteuern. Zu wenig, um den Spieltag zu retten. Genug aber, um wenigstens die Differenz in der Tabelle zu wahren. Hannover nun punktgleich mit Berlin – aber auf Rang sieben. Noch.
Und doch stellt sich – auch wenn sie sich keiner so richtig zu stellen mag – die Frage: Warum war das „Rot-Weiß“-Team nicht in Bestbesetzung am Start? Wo waren Sonmez, Duerst, Starodubtseva, Makarova, Aney – Spielerinnen, die in der Vorsaison für Glanz, Punkte und Emotionen sorgten? Die Antwort ist einfacher, als man vermuten würde: Sie waren im Einsatz. Nur eben nicht in Berlin. Internationale Turniere, überraschende Finaleinzüge (wie bei Jenny Duerst in Spanien), logistische Kollisionen – das internationale Tennisgeschäft ist kein Wunschkonzert, sondern ein enger Kalender mit wenig Puffer. Und so rutschte Corinna Rietmann an diesem Tag erstmals ins Bundesliga-Team – kämpfte, verlor, und gewann dennoch eine Erfahrung, die bleibt.
Was bleibt noch? Die Aussicht. Und die ist nicht rosarot, aber auch nicht grau. Denn mit vier verbleibenden Spieltagen, darunter ein Treffen mit dem Tabellenführer TK BW Aachen sowie ein Heimspiel gegen den Club an der Alster, ist rechnerisch alles drin – auch der sichere Klassenerhalt. Doch eines ist klar: Der Teamspirit allein wird nicht reichen. Es braucht wieder mehr als das – Einsatz, Tiefe, vielleicht auch ein Quäntchen Termin-Glück.
Die Saison ist noch jung. Aber sie stellt jetzt schon Fragen. Antworten gibt es ab dem 1. Juni 2025 – in Aachen. Und hoffentlich dann auch wieder zu Hause, mit einem „Rot-Weiß“-Team in Bestbesetzung.