cg - Krefeld, Freitagmittag am 18. Juli 2025. Während andernorts bereits der zweite Kaffee durchläuft, rollen in der Tennishochburg am Niederrhein die letzten Tennisbälle über frisch abgezogene Courts. Der HTC Blau-Weiß Krefeld hat geladen – zum zweiten Spieltag der 2. Bundesliga Nord. Und der Gegner? Kein Geringerer als die 1. Herren des LTTC „Rot-Weiß“ Berlin, die mit einem 7:2-Erfolg gegen Marienburg im Gepäck und dem klaren Ziel angereist sind, auch in Krefeld zählbares mit nach Berlin zu bringen. Es wurde ein langer, intensiver Nachmittag - und ein Beweis dafür, wie viel Herz, Kampfgeist und Dramatik in dieser Liga stecken.
Krefeld war vorbereitet - organisatorisch und sportlich. Eintrittskarten gab es im Online-Vorverkauf, das Catering war angerichtet, Ballkinder postiert, der Zeitplan stand: Losgehen sollte es um 13:00 Uhr, doch wie es sich für einen gut inszenierten Heimspieltag gehört, wurde die Präsentation der Mannschaften in Szene gesetzt. Erst um 13:20 Uhr starteten schließlich die ersten drei Einzel.
Und die hatten es direkt in sich. Hynek Barton, Álvaro López San Martin und Nino Ehrenschneider betraten für „Rot-Weiß“ die Plätze. Barton traf auf den wieselflinken Gonzalo Bueno - ein Match, das früh deutlich machte, dass in Krefeld keine Punkte verschenkt werden. Barton unterlag nach 5:7, 4:6 - ein enges Match, das dennoch das erste Ausrufezeichen für Krefeld bedeutete.
Parallel kämpfte Nino Ehrenschneider gegen Giovanni Oradini. Tie-Break im ersten Satz - Spannung pur. Doch als wäre der Wind gekippt, riss beim Stand von 1:6 im zweiten Satz plötzlich der Faden. Krefeld führte 2:0. Die Heimfans klatschten sich warm.
Dann kam Álvaro López San Martin. Der Spanier, bekannt für seine Ruhe und seine elegante Beinarbeit, war ein Hoffnungsträger. Gegen Enrico Dalla Valle spielte er klug, variabel und vor allem: effektiv. Mit 6:4, 6:4 holte er den ersten Punkt für Berlin. Anschluss geschafft. Zwischenstand: 1:2.
Jetzt war es Zeit für den Berliner Motor: Robert Strombach. An Position eins gesetzt, traf er auf den physisch starken Sascha Gueymard-Wayenburg. Doch Strombach zeigte von Beginn an Präsenz, las das Spiel seines Gegners, blieb geduldig - und holte beide Sätze mit 7:5. Ein Arbeitssieg, der Respekt verdiente. Plötzlich stand es 2:2 - alles wieder offen.
Im Schatten des Zentrums schob sich nun auch Gabi Adrian Boitan ins Rampenlicht. Der Rumäne traf auf Stefano Travaglia - und ließ seinem Gegner kaum Zeit zum Luft holen. Mit 6:1, 6:4 sorgte Boitan für die erstmalige Führung. 3:2 für Berlin.
Das letzte Einzel des Tages bestritt Timo Stodder - einer, der nie früh aufgibt und dessen Matches regelmäßig unter der Kategorie „episch“ abgespeichert werden. Gegen Fonio holte Stodder den ersten Satz souverän mit 6:3, verlor dann allerdings den Rhythmus. 5:7 im zweiten, der Match-Tie-Break musste entscheiden. Was dann folgte, war Drama pur: Matchbälle auf beiden Seiten, Aufschreie, Fäuste, Spannung zum Greifen. Fonio setzte schließlich den Schlusspunkt zum 13:11 für Krefeld. Zwischenstand nach den Einzeln: 3:3.
Was nun folgte, war Nervenspiel und Taktik zugleich. Drei Doppel, sechs Männer auf dem Court, zwölf Fäuste geballt - und der Spieltag auf Messers Schneide. Die Aufstellungen machten klar: Krefeld warf alles ins Rennen, sogar ihre beiden Doppelspezialisten Diego Hidalgo und Gonzalo Escobar, allerdings nicht als Paar, sondern strategisch getrennt.
Doch Berlin ließ sich nicht beeindrucken - im Gegenteil. Boitan und Ehrenschneider agierten wie aus einem Guss, gewannen den ersten Satz 6:1, gerieten dann ins Wanken, fingen sich aber im Match-Tie-Break. Mit 10:7 setzten sie das erste große Signal.
Auch Barton und López San Martin wussten, was die Stunde geschlagen hatte. Mit 6:3, 7:5 setzten sie den nächsten Punkt auf die Berliner Seite - das Spiel war entschieden. Ein 5:3 vor dem letzten Doppel - der Tagessieg war sicher. Der Rest war Zugabe.
Strombach und Stodder kämpften sich noch in den Tie-Break des zweiten Satzes, gaben diesen aber ab. Am Ende hieß es 5:4 für den LTTC „Rot-Weiß“. Ein Auswärtssieg, der in Erinnerung bleibt - und der in der Tabelle vorerst Platz eins bedeutet. Denn auch die anderen Berliner Clubs waren stark unterwegs. TC GW Nikolassee, TC 1899 Blau-Weiss und der TC SCC - sie alle lauern knapp dahinter. Der Berliner Vierkampf um die Bundesliga-Krone hat begonnen.
Und jetzt? Jetzt wartet das, was jedes Sportherz höherschlagen lässt: das große Heimderby gegen den TC 1899 Blau-Weiss. Am Freitag, dem 25. Juli 2025, ab 13:00 Uhr auf der Anlage des LTTC „Rot-Weiß“. Ohne Eintritt, aber mit allem, was Bundesliga-Tennis ausmacht. Also: Livescore aus, Sonnenbrille auf, und ab an den Platzrand. Es wird laut, es wird spannend – es wird Berlin.

















